Zwei Faktoren haben uns 2021 in Europa interessiert. Erstens gibt es seit
November 2020 eine Hausse der Substanzwerte, die im Small-Cap-Segment
besonders ausgeprägt ist. Nach dem Ausbruch der Pandemie in Europa Anfang
2020 schnitten die gewöhnlich vom Konsum und von den Investitionsausgaben
abhängigen Substanzwerte und Zykliker zunächst schlecht ab. Doch als die
erste Welle im Spätsommer 2020 auf dem Kontinent abklang, begann sich
dieser Trend umzukehren
Zweitens steigt wie überall auf der Welt
die Inflation. Sie verharrt jedoch immer
noch auf einem historischen Tiefstand
und ging im Juni 2021 sogar kurzzeitig
zurück.1 In den USA behaupten viele
Stimmen, dass die Zentralbank (Fed)
über die steigende Inflation hinwegsehen
wird, weil sie diese als vorübergehendes
Phänomen betrachtet. Selbst wenn die
Fed einen Zinsstraffungszyklus einleitet, ist
kaum anzunehmen, dass Europa im selben
Tempo oder im selben Maße folgen wird.
In Anbetracht dieser Faktoren begann
unser für europäische Nebenwerte
zuständiges Team im Sommer 2020,
unter Wahrung seiner Qualitätsneigung
etwas zyklischere Themen ins Visier
zu nehmen. Die Geschäftsmodelle
der Unternehmen, die wir für attraktiv
halten, verschaffen diesen einen
Wettbewerbsvorteil und letztlich auch
Preisgestaltungsmacht. Wenn die Inflation
erheblich anzieht, kann dies die Bewertung
langfristiger Anlagen bedrohen. Doch
wer Preisgestaltungsmacht hat, kann
die steigenden Kosten auf die Kunden
abwälzen, was andernfalls nicht möglich
ist. Die Preisgestaltungsmacht ist also der
entscheidende Schutz, weshalb es umso
wichtiger ist, auf Unternehmen zu setzen,
die darüber verfügen.
Trotz dieser Anpassung bleiben unserAnsatz und unser Team für europäischeSmall-Cap-Portfolios konstant: Ich bin
seit zwei Jahren als Fondsmanagerin
tätig, neben dem stellvertretenden
Fondsmanager, Philip Dicken, der schon
seit 1997 dabei ist.
Weiterhin gute Argumente für Nebenwerte
Das positive Argument für Nebenwerte ist
hinlänglich bekannt: Kleinere Unternehmen
haben in der Regel mehr Unternehmergeist
als größere, wobei sie sich auf bestimmte
Nischen spezialisieren. Ein hoher Anteil inhabergeführter Unternehmen sowie
größere unternehmerische Flexibilität
führen langfristig zu einem besseren
Kapitaleinsatz zugunsten wertsteigernder
Investitionen. Darüber hinaus hat das
Small-Cap-Segment eine Reihe von
Eigenschaften, die aktiven Anlegern eine
höhere Überschussrendite verschaffen
können:
- Mehr Wachstumspotenzial. Statistisch steht fest, dass es für ein Unternehmen mit zunehmender Größe schwieriger wird, zusätzliches Wachstum zu erzielen. Für ein Unternehmen, das bereits EUR 1 Mrd. erwirtschaftet, ist eine Steigerung des Gewinns um EUR 1 Mio. keine große Leistung, während sie für ein Unternehmen mit einem Gewinn von nur EUR 5 Mio. ein 20 %iges Plus bedeutet.
- Geringere Markteffizienz bei niedrigerer Marktkapitalisierung Über kleinere Unternehmen sind gewöhnlich weniger Analysen und Medienberichte verfügbar. Daher sind die Anleger im Allgemeinen schlechter über ihre Geschäftsmodelle, ihre Unternehmenskultur und ihr Gewinnpotenzial informiert. Dies verschafft tüchtigen Anlegern eine wertvolle Gelegenheit, fehlbewertete Titel ausfindig zu machen, indem sie Erkenntnisse heranziehen oder gewinnen, die schwer zugänglich sind und nicht bereits in den Schlagzeilen der Fachpresse auftauchen
- Relativ geringe Liquidität Die geringere Liquidität erhöht die Ineffizienz der Anlageklasse und kann zu einer lang anhaltenden Fehlbewertung einzelner Aktien führen. In Krisenzeiten oder bei einer Marktkorrektur kann sich ein aktiver Anleger diese Marktineffizienz zunutze machen, um billig einzusteigen oder teuer zu verkaufen
- Unverwässerte themenspezifische Anlagen Es gibt viele Produktnischen und Anlagethemen, auf die Large-Cap- Anleger kaum effektiv setzen können. Bei großen Konzernen wird der Wert der interessanteren Sparten durch andere, weniger interessante Sparten im traditionellen Geschäft und durch die Gemeinkosten verwässert. Durch Investitionen in Nebenwerte können Fondsmanager ausschließlich auf die attraktivsten Marktthemen setzen.
Angesichts eines derart vielfältigen und
spannenden Markts verfolgen wir einen
klaren und konsequenten Anlageansatz.
Dadurch gelingt es uns, Unternehmen von
hoher Qualität auszuwählen, die oftmals
gute langfristige Investitionen tätigen.
Wettbewerbsvorteile sind ein Merkmal
solcher Unternehmen, das sie in die
Lage versetzt, zu wachsen und/oder ihre
Renditen zu wahren. Zu nennen sind:
Kostenvorteile. Ein Unternehmen miteinem Kostenvorteil kann kostengünstiger
Waren produzieren oder Dienstleistungen
erbringen als seine Wettbewerber
und somit die Preise der Konkurrenz
unterbieten oder eine höhere Rentabilität
erreichen.
Effiziente Größenvorteile. Unternehmen
mit solchen Vorteilen agieren auf einem
Markt, auf dem sich höchstens einige
wenige Wettbewerber behaupten können,
was die Konkurrenz begrenzt.
Wechselkosten. Dabei handelt es
sich um die Hindernisse, die Kunden
davon abhalten, von einem Produkt zu
einem anderen zu wechseln, da der
Wechsel mit Komplikationen oder Kosten
verbunden wäre.
Netzwerkeffekt. Dieser Effekt stellt
sich ein, wenn der Wert einer Ware oder
Dienstleistung sowohl für neue als auch
für bestehende Kunden dadurch steigt,
dass mehr Menschen die betreffende Ware
oder Dienstleistung nutzen.
Immaterielle Vermögenswerte. Dabei
handelt es sich um Dinge wie Patente,
staatliche Lizenzen oder das Markenimage,
die Wettbewerber fernhalten, indem sie
die Treue zu einem Produkt oder einer
Dienstleistung erzwingen oder fördern.
Obwohl rund um den Globus weiterhin
ein unsicheres Umfeld herrscht,
haben sich unsere qualitäts- und
wachstumsorientierte Anlagephilosophie,
unsere Fundamentalanalysen nach dem
Bottom-up-Prinzip und unser langfristiger
Ansatz sowohl in guten als auch in
schlechten Marktphasen bewährt. Indem
wir unserem Prozess treu geblieben sind,
haben wir 2020 die unterschiedlichsten
Marktbedingungen gemeistert, und wir
beabsichtigen, diesen Erfolgskurs in
Zukunft weiterzuverfolgen.
Durch Investitionen in Nebenwerte können Fondsmanager ausschließlich auf die attraktivsten Marktthemen setzen