Die blaue Flasche mit dem roten Schraubverschluss und dem gelben WD-40-Logo ist in den USA allgegenwärtig: Das Schmierspray ist in acht von zehn amerikanischen Haushalten zu finden.
Abgesehen vom Geruch ist WD-40 in keiner Weise einzigartig oder patentgeschützt. Dennoch erzielt die Marke eine Gewinnmarge von 20%1, was den Schmierstoff zu einem ausgezeichneten langfristigen Investment macht.
Ich habe rund neun Wochen pro Jahr in einem Mietwagen auf der Suche nach vergleichbaren Unternehmen in aller Welt zugebracht und ihre Produkte, Geschäftstätigkeiten und Kunden kennengelernt. In einer Zeit, in der jeder auf Nvidia und Big Tech fixiert ist, werden kleinere Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von bis zu zehn Milliarden USD häufig ignoriert, bieten aber eine Chance zur Erzielung von Anlagerenditen über dem Marktdurchschnitt. Diese Unternehmen setzen oftmals auf eine gewinnträchtige Nische und werden von den Analysten kaum beachtet, was die Chancen auf die Entdeckung eines versteckten Juwels erhöht. Ganz anders als bei Unternehmen wie Microsoft, das von 70 Analysten stets genau beobachtet wird.
Bewertungsabschläge und irrige Annahmen von Anlegern
Das Small-Cap-Universum ist mit rund 6.000 Aktien sehr umfangreich, und typischwerweise legen wir lediglich in 70 bis 90 dieser Titel an. Ich halte Ausschau nach Unternehmen mit einem – wie der legendäre US-Anlageexperte Warren Buffett es nennt – wirtschaftlichen Burggraben rund um das Geschäftsmodell, der einen Wettbewerbsvorteil bietet. Anleger unterschätzen immer wieder den langfristigen Nutzen von Wettbewerbsvorteilen. Ein Wettbewerbsvorteil schlägt sich in einer höheren Kapitalrendite nieder. Anleger gehen fälschlicherweise davon aus, dass diese hohe Rendite schnell wieder auf eine Durchschnittsrendite zusammenschrumpft. Diese Marktineffizienz wollen wir gewinnbringend nutzen, wie wir es durch den Kauf von WD-40-Aktien getan haben.
Doch WD-40 ist nicht die rentabelste Aktie in unserem Portfolio. Bemerkenswerterweise ist das ein britischer Hersteller von Miniatur-Wargames mit Sitz in Nottingham: Games Workshop3. Dank einer immer größer werdenden Gruppe vonFans, die die Warhammer-Wargames-Figuren und -farben kaufen, weist das Unternehmen eine außerordentliche Gewinnmarge von über 40% auf4.Ursprünglich handelte es sich vorwiegend um britische Kunden, doch in den USA werden es nun auch immer mehr. Hinzu kommt, dass gerade eine TV-Serie von Amazon mit dem britischen Superman-Darsteller Henry Cavill gedreht wird, was die Marke zusätzlich stärken könnte.
Von belgischen Chemikalien bis zum Ofen in einer Münchner Bierhalle
In Europa halten wir eine Position in Belgien, die die Art von kleineren Qualitäts-unternehmen repräsentiert, in die wir investieren. Azelis befindet sich bereits seit einigen Jahren in unserem Portfolio. Der Spezialchemikalienanbieter bietet genau das, was wir uns wünschen: Er verfügt aufgrund eines fragmentierten Lieferanten- und Kundenstamms über Preisgestaltungsmacht und hebt sich durch die in seinen eigenen Produkten verwendeten Rezepturen vom Markt ab.
Bewertungen sind wichtig, und wir bemühen uns immer, zu einem attraktiven Kurs zu kaufen. Wir waren beispielsweise seit Jahren an Rational interessiert, dem deutschen Weltmarktführer im Bereich Öfen für Profi-Küchen. Doch eine Chance zur Investition bekamen wir erst im Jahr 2022, als der Aktienkurs infolge eines allgemeinen Desinteresses an Industrieunternehmen deutlich nachgab. Rational baut Öfen für zahlreiche Kunden, angefangen von Kentucky Fried Chicken über den Buckingham Palace und Michelin-Restaurants. Durch die Öfen wird nicht nur Energie eingespart, sondern auch Personal: Im italienischen Restaurant bei mir um die Ecke in Großbritannien arbeiten seit der Pandemie anstelle von zwei Köchen jetzt ein Koch und ein Rational-Ofen. Dies ist angesichts der angespannten Lage am Arbeitsmarkt von Bedeutung.
Bei meinen kürzlichen Reisen durch Deutschland habe ich den einmillionsten Ofen von Rational gesehen – ausgestattet mit einem goldenen Drehknopf. Er steht in dem berühmten Münchner Hofbräuhaus, das aus dem 16. Jahrhundert stammt. Natürlich musste ich mir das ansehen.
Die Nennung bestimmter Aktien stellt keine Handelsempfehlung dar.
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